„Tradition ist nicht das Halten der Asche,
sondern das Weitergeben der Flamme“
Thomas Morus
Unsere Familie zählt zu den ältesten Schuhmacherfamilien. Schuhmachermeister Hugo Seidich lernte das Handwerk 1909. Er baute Maßschuhe und Schäfte schon vor 100 Jahren, noch vor dem ersten Weltkrieg. In der Zeit der Weltwirtschaftkrise brach dann die Nachfrage nach Maßschuhen und Schäften fast vollständig zusammen, weshalb die Familie das Ruhrgebiet verließ und in die Niederlande zog.
1928 eröffnete er im niederländischen Heerlen, nahe des Hauptbahnhofes eine eigene Schuh- und Schäftemacherei. Fertige unter anderem Schäfte für Maßschuhmacher in Amsterdam. Im selben Jahr wurde Hugo Michael Seidich geboren und half schon als kleiner Junge in der väterlichen Werkstatt mit. Durch den zweiten Weltkrieg musste die Familie jedoch diese Werkstatt aufgeben und die Niederlande verlassen. Hugo Seidich kehrte nach Kriegsende ins Ruhrgebiet zurück und eröffnete in Gelsenkirchen Bismark eine Schuh- und Schäftemacherei.
Erfurt
Sein Sohn Hugo Michael Seidich absolvierte nach Kriegsende eine Ausbildung zum Schuhmacher bei der Firma Thiele in Erfurt, wo er verstärkt im Schaftbau ausgebildet wurde. Bereits 1948 eröffnete er im Alter von 21. Jahren seine eigene Schäftemacherei in der Erfurter Milchinselstrasse. Durch die Teilung Deutschland kehrt auch er ins Ruhrgebiet zurück und half wieder seinem Vater in der Werkstatt. Um jedoch finanziell ein Auskommen zu haben, arbeite er auch als Bergmann auf der Gelsenkirchener Zeche Consolidation. Dort bemerkte er die sehr schlechte Qualität der Arbeitsschuhe, für die es damals noch keine Normen wie heute gab. Er erkannte hier eine Möglichkeit seine Kenntnisse als Schuh- und Schäftemacher einzubringen. Er entwickelte ein Konzept für die industrielle Herstellung von Sicherheitsschuhen, speziell für den Bergbau und die Stahlindustrie. Stiefel die den Träger effektiv schützen und das Laufen auf abschüssigen- und steigenden Strecken erleichterten.
1948
Während Hugo Seidich Senior in Gelsenkirchen weiterhin hochwertige Schäfte fertigte, eröffnete sein Sohn 1952 in Wanne-Eickel die „Glückauf Schuhfabrik“. Rund eine Million Paar Sicherheitsschuhe für den Bergbau und die Stahlindustrie wurde bis Juni 1974 produziert. Dann zwang das „Zechensterben“ auch die Glückauf Schuhfabrik zur Schließung.
1952
Wenige Jahre später begann Hugo Michael Seidich mit seinem Sohn Hartmut eine neue Schäftemacherei am aktuellen Standort aufzubauen. Hartmut Seidich übernahm die Familien Tradition. Er erlernte das Handwerk des Schäftemachers von seinem Vater, absolvierte eine Ausbildung zum Orthopädie Schuhmacher und eröffnete nach abgelegter Schuhmacher Meisterprüfung am 26. Oktober 1987 die heutige Werkstatt - nur 1500 Meter vom Standort der ehemaligen „Glückauf Schuhfabrik“ entfernt.
Hugo Michael Seidich stand noch viele Jahre seinem Sohn Hartmut rüstig zur Seite und konnte auch noch seinem Enkel Dustin vieles beibringen. Am 27. April 2012, nach einem sehr erfüllten Leben, verstarb Hugo Michael Seidich im Alter von 83 Jahren. Er freute sich noch mit erleben zu können, dass auch die vierte Generation den Betrieb fortführen wird. Sowohl Dustin Seidich als auch Schwiegersohn Jan Droste erlernten das Handwerk. Beide sind inzwischen Schuhmachergesellen und versierte Schäftemacher.
Es machte ihn stolz, dass trotz der vielen Tiefschläge, die Familie immer noch Schäfte fertigt. Ob für ehemalige Bergmänner, die Ihre Gesundheit in den Minen des Ruhrpotts gelassen haben oder für qualitätsbewussten Schuhliebhaber im In- und Ausland, welche das Glück haben sich perfektes Schuhwerk nach Maß anfertigen lassen können. Über 35.000 Paar Schäfte verließen in den letzten 30 Jahren unsere Wanne-Eickler Werkstatt. Unsere Arbeiten findet man an den Füßen von Angehörigen der Adelshäuser, bekannten Hollywood Stars und anspruchsvollen Privatkunden. Aber ebenso an Kindern, die in Afghanistan auf Minen getreten sind oder körperlich behindert in Afrika erst mit orthopädische Schuhen wieder eine Chance haben am Leben teilzunehmen. Arbeiten von uns waren in der Sonderausstellung „Schuhtick – von heißen Sohlen und kalten Füßen“ im Landesmuseum Bonn zu sehen.
Service
Kontakt
Nachhaltigkeit
Auf Anfrage bieten wir in unserer Werkstatt Schaftbau Intensiv Kurse / Workshops in kleinen Gruppen von nur vier Teilnehmern an. Vermittelt wird das Basiswissen um den Schaftbau.
Seit 2011 unterrichten wir auch an der Handwerkskammer in Düsseldorf die Meisterschüler der Orthopädie Schuhtechnik im Schaftbau.